Mabel Clarence (02) - Der Tod schreibt mit by Michéle Rebecca

Autor:Michéle, Rebecca [Michéle, Rebecca]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: Goldfinch Verlag
veröffentlicht: 2014-11-30T05:00:00+00:00

In der Mittagspause, die Victor wie immer gemeinsam mit Mabel verbrachte – heute gab es ein scharf gewürztes Chicken Tikka Masala, genau so, wie Victor es mochte –, berichtete Mabel, wie sie auf ihre Romanidee gekommen war.

„Die halbe Nacht habe ich in dem Buch gelesen, ich wüsste nur zu gern, wer es verfasst hat. Und schwups ...“, Mabel schnippte mit den Fingern, „war die Idee geboren.“

Victor nickte und äußerte dann seine Zweifel, über die er seit dem Morgen nachdachte. „Was machen Sie, liebe Mabel, wenn Chenhill den Roman verlegen möchte? Sie tragen sich nicht ernsthaft mit dem Gedanken, ein ganzes Buch zu schreiben?“

„Warum nicht?“ Mabel lachte unbekümmert. „Wobei ich nicht glaube, dass mein Talent dafür ausreicht.“ Sie wurde ernst und sah Victor fest an. „Die ganze Sache dient lediglich dazu, mit dem Verleger in Kontakt zu kommen, oder haben Sie eine bessere Idee? So, wie es aussieht, hat Kernick keine Erben und sein Roman ist ein Bestseller. Wer streicht nach seinem Tod die Tantiemen ein? Der Anteil, den üblicherweise der Autor erhält, wird wohl im Verlag verbleiben. Somit ist Chenhill ein gemachter Mann. Wenn das kein Motiv für einen Mord ist.“

„Geld, Macht und Eifersucht ...“ Victor nickte langsam. „Wann werden die Menschen endlich lernen, dass alles auf dieser Welt vergänglich ist, und aufhören, nach immer mehr zu streben?“

„Niemals, Victor, da brauchen wir uns nichts vorzumachen.“

Er stand auf, es wurde Zeit für die Hausbesuche. „Passen Sie bloß auf sich auf, Mabel. Versprechen Sie mir das?“

Seine Worte rührten Mabel erneut, obwohl der Tierarzt sie nicht ansah, sondern irgendeinen Punkt an der Wand fixierte.

„Selbstverständlich. Noch heute Nachmittag rufe ich bei Pixy Prints an und vereinbare einen Termin.“ Sie atmete tief ein und aus und fuhr dann fort: „Vielleicht sind wir auch auf einer völlig falschen Fährte, Chenhills Weste ist blütenweiß, und eine von Kernicks zahlreichen Liebschaften hat den Autor auf dem Gewissen.“

„Darum kümmert sich Warden“, entgegnete Victor. „Es ist zumindest erfreulich, dass er an Hickerys Schuld Zweifel hegt und bereit ist, den Fall wieder aufzunehmen.“

„Oh, da wäre ich mir nicht so sicher.“ Mabel trat neben Victor. „Sie müssen jetzt aber los. Sind Sie zum Tee zurück?“

„Ich denke nicht.“ Der Gedanke an Linda Tremellin, die ihn zum Tee eingeladen hatte, war Victor alles andere als angenehm. Er beschloss jedoch, sich von der Frau nicht verrückt machen zu lassen. Das war noch nie geschehen, und in seinem Alter musste man über solchen Dingen stehen. Vielleicht bildete er sich Lindas Interesse auch nur ein, und die Farmersfrau wollte nur freundlich sein.

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